König Fußball sorgt immer wieder für Schlagzeilen, auch nach der aus deutscher Sicht enttäuschenden Weltmeisterschaft reißen die Fußball-News nicht ab. Bis zur letzten Minute gibt es Gerüchte aus dem Transfermarkt. Der Poker um Spieler und Millionensummen ist immer wieder für eine Top-Meldung gut. Wenn wichtige Teams sich auf die neue Saison vorbereiten, dann lässt sich auch darüber berichten, Rücktrittgerüchte um langjährige Nationalspieler und vieles andere mehr, es gibt kaum etwas, das nicht eine Nachricht wert wäre.
Politik und Sport konkurrieren um die Gunst des Lesers, beide Themen liefern den Journalisten Tag für Tag neue Arbeit, und die Leser verfolgen online oder traditionell auf Papier, was aus der Feder der Schreiberlinge kommt. Doch Politik und Sport haben noch mehr Gemeinsamkeiten. Nicht wenige Politiker nutzen die Popularität des Sports, um sich selbst positiv in die Schlagzeilen zu bringen.
Aktuell immer noch diskutiert werden die Auswirkungen der PR-Aktion des türkischen Staatspräsidenten Recep Erdogan, der sich bei einem Treffen in London mit den deutschen Nationalspielern Mesut Özil und Ilkay Gündigan ablichten ließ und damit ein ungeahntes Medienfeuerwerk auslöste. Vermutlich hatte Erdogan nur ein paar nette Bilder mit den beiden türkisch-stämmigen Fußball-Stars im Sinn. Es würde ihm beim Wahlkampf Vorteile bringen, insbesondere bei den in Deutschland lebenden Türken. Hätten Özil und Gündogan geahnt, was diese Fotos noch nach sich ziehen würden, wahrscheinlich hätten sie dankend abgelehnt. Aber man sollte nicht von jedem Fußballspieler gleich eine politische Analyse erwarten, die Debatte nach dem Özil-Rücktritt ist jedenfalls noch nicht beendet.
Aber auch die Vergabe der Austragung von Fußball-Weltmeisterschaften und ähnlichen sportlichen Großereignissen ist einen hochpolitische Angelegenheit. Da gilt es Entscheidungen mit Fingerspitzengefühl zu treffen, Länder nicht zu übergehen, die politischen Einfluss haben, und Geld spielt sicher nicht zuletzt eine wichtige Rolle bei der Vergaben, zumindest inoffiziell. Poker und Schach lassen grüßen.
Über Russland als Gastgeberland wurde lange diskutiert, spätestens nach den politischen Unruhen auf der Krim und in der Ukraine tauchte immer wieder die Frage auf, ob es aus politischen Gründen sinnvoll wäre, die WM dort auszutragen. Die FIFA hielt schließlich an ihrer Entscheidung fest und offenbar war die Weltmeisterschaft aus politischer Sicht ein voller Erfolg. Russland konnte der Öffentlichkeit ein anderes Bild von sich selbst präsentieren, fröhliche Menschen, moderne Stadien, eine professionelle Organisation, nicht immer nur die üblichen negativen Schlagzeilen.
Vladimir Putin wird sich gefreut haben. Nicht nur die schönen Bilder, die aus russischen Stadien in die weite Welt gesendet wurden, kann er als Erfolg verbuchen. Auch der sportliche Erfolg der russischen Nationalmannschaft ist nicht zu unterschätzen. Die Vorrunde hat man trotz der Niederlage gegen Uruguay gut gemeistert und an den Sieg gegen das spanische Team im Achtelfinale wird sich die russische Seele sicher noch lange gerne erinnern. Ein Sieg im Elfmeterschießen ist immer ein besonderes Erlebnis. Trotz des Ausscheidens im Viertelfinale gegen Kroatien war diese WM ein voller Erfolg, für die Nationalmannschaft, und auch für Putin.
Das Finale selbst war ein weiteres politisches Gipfeltreffen. Der französische Präsident war mit seiner Frau angereist, die Aufnahmen aus der Präsidentenloge wurden immer wieder von der Bildregie eingeblendet. Und das Ehepaar hatte schließlich allen Grund sich zu freuen und positive Bilder kann auch ein französischer Präsident immer gut gebrauchen. Auch die kroatische Ministerpräsidentin nutzte die Gunst der Stunde und inszenierte ihren Auftritt nach der Finalniederlage medienwirksam. Solche Bilder sind für Politiker fast unbezahlbar, dem Sport sei Dank. Das nächste sportliche Großereignis kommt bestimmt.