Fußball und Poesie, zwei Welten treffen aufeinander? Nun, nicht jeder Fußballer hat poetische Veranlagungen und nicht jeder Poet fühlt sich zum Volkssport Fußball hingezogen. Aber für viele Schriftsteller und Journalisten ist Fußball ein Thema, mit dem sie sich auf poetische Art und Weise auseinandersetzen können.
Das gilt nicht nur für Sportjournalisten, die alleine aus beruflichen Gründen über diesen Sport schreiben müssen, und das natürlich auch gerne tun. Auch in diesem Berufszweig gibt es immer wieder mal Perlen des Journalismus zu entdecken. Gerade bei Live-Ticker-Beiträgen glänzen die namentlich nicht genannten Kollegen der Sportschau oft mit nicht zu übertreffender Ironie. So fiel beispielsweise bei einem langweiligen Spiel des spanischen Nationalteams bei der letzten Fußballweltmeisterschaft dieser Kommentar: „Der einzige, der in Spaniens Offensive ständig unterwegs ist, ist Isco. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid ist quasi überall auf dem Platz zu finden. Aber auch ihm ist bislang nichts Geniales eingefallen.“ Die Kommentare über das letzte Spiel der deutschen Nationalmannschaft bleiben hier besser unerwähnt, die Wunden könnten bei manchem Leser noch zu frisch sein.
Nun ist ein Buch erschienen mit dem Namen „Poesie des Fußballs“, in dem Schriftsteller ihre Analysen zu Fußballereignissen oder berühmten Fußballspielern geben. So findet einer der Autoren im letzten Champions-League-Finale gleich fünf große Rollen, die auch einem Bühnendrama oder einem großen belletristischen Roman Glanz verleihen könnten. Da gab es einen „Schurken“, auch wenn sein Vergehen nicht direkt Erwähnung findet, Auch ein „gemeuchelter Prinz“ ist auf der Besetzungsliste zu finden. Nanu, gab es denn einen Toten bei dem Spiel? Der Narr darf natürlich auch nicht fehlen, hier gespielt von dem „tragisch-komischen Tor-Wart“. Nicht zu vergessen sind ihre beiden Hoheiten, der „düpierte König“ und der „neue König“. Das Spiel bot großes Drama für die Masse der Zuschauer, und der Schriftsteller hat es mit eigenen Worten beschrieben.
Bei Journalisten wiederholen sich gerne Schlagwörter, die sich im historischen Zusammenhang besser erklären lassen. Militärisch anmutende Begriffe gab es sicher häufiger in der Nachkriegszeit, aber einige Sportkommentatoren greifen auch heute noch gerne darauf zurück. Unter einer Abwehrschlacht muss man sich kein Schlachtfeld mit Toten und Verletzten vorstellen, aber vermutlich ist eine Mannschaft darauf bedacht, die Abwehr so zu stärken, dass die gegnerischen Stürmer kein Tor erzielen können. Wenn sich dann mal die Chance für einen Konterangriff ergibt, kann ja das eigene Team ein überraschendes Tor erzielen. Auch eine Lufthoheit bedeutet nicht, dass Kampfflieger über dem Spielfeld kreisen. Offenbar gelingt es einem Team besonders gut, mit weiten Flanken das Spiel zu dominieren, oder die eigenen Spieler sind stärker bei Kopfball-Zweikämpfen.
Wer den Spitznamen Kopfballungeheuer geprägt hat, ist heute vermutlich gar nicht mehr herauszufinden. Darunter muss man sich kein mehrköpfiges Monster vorstellen, das um Mitternacht erscheint und Panik verbreitet. Jeder Insider wusste sofort, dass der damalige Nationalspieler Horst Hrubesch gemeint war, auch wenn dieser immer wieder betonte, dass er die meisten seiner Tore gar nicht mit dem Kopf erzielen würde.
Ein Ausdruck, den der betroffene Spieler selbst geprägt hat, ist „die Hand Gottes“. Während der Fußballweltmeisterschaft 1986 erzielte Diego Maradona in der Partie Argentinien gegen England ein irreguläres Tor mit Hilfe seiner Hand. Er zeigte allerdings selbst keine Reue, er war vielmehr stolz auf die göttliche Unterstützung bei diesem seiner berühmtesten Treffer. Zu seinem Glück gab es damals noch keine Videokontrolle, wie sie heute üblich ist. Die Proteste des englischen Teams und die Videoaufnahmen hätten die „Hand Gottes“ schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.